Referate, Klausuren, Hausarbeiten – das Leben von Studierenden ist meist angefüllt mit herausfordernden Aufgaben. Alle haben gemeinsam, dass diese Dich vor verschiedene Probleme stellen, die Du lösen sollst. Doch was ist, wenn Du nicht weißt, wo Du anfangen sollst? Keine Sorge, das geht jedem im Laufe des Lebens so. Zwischen Seminaren, Vorlesungen und Recherchen haben wir einen alten Hut neu für Dich abgestaubt, um Dir hilfreich zur Seite zu stehen: das Brainstorming.

Inhaltsverzeichnis

Routine ist die Grundlage des BrainstormingsKreativität ist das Salz in der SuppeAußerhalb der BoxDenkblockaden mit Kreativitätstechniken lösenWas ist Brainstorming? DefinitionFünf Kriterien für BrainstormingVarianten des BrainstormingsWenn es mit dem Brainstorming mal nicht klappt: Am Ende kochen wir alle nur mit Wasser

Damit Dein Brainstorming auch erfolgreich ist, beantworten wir Dir in diesem Text folgende Fragen:

  • Warum brauchst Du Routine und Kreativität?
  • Was sind Kreativitätstechniken?
  • Was ist Brainstorming?
  • Welche Kriterien müssen beim Brainstorming beachtet werden?
  • Welche Formen von Brainstorming gibt es?
  • Welche ist für Dich geeignet?

Routine ist die Grundlage des Brainstormings

Die meisten Herausforderungen wirst Du mit Routine meistern. Sie ist verlässlich und basiert auf den Erfahrungen, die Du in den entsprechenden Bereichen gemacht hast. Dazu gehören z. B. das theoretische Wissen, das Du im Studium bisher gesammelt hast, oder Deine Arbeitsweise: Manche Studierende können gut zuhause am Schreibtisch lernen, andere brauchen dafür die Ruhe einer Bibliothek. Manche machen sorgfältige Notizen, andere schreiben ihre Texte lieber spontan aus dem, was sie zur Hand haben. Manche halten Referate lieber allein, andere arbeiten lieber in einer Gruppe, mit der sie sich die Arbeit teilen – das alles ist Teil Deiner Routine, die sich für Dich bewährt hat.

Kreativität ist das Salz in der Suppe

So nützlich Deine Routinen sind, so sehr verführen sie aber auch, in alten Bahnen zu denken und so neue Lösungsmöglichkeiten zu übersehen. Manchmal kommen wir auch an die Grenzen unserer Routine, die für die neuen Herausforderungen nicht ausreicht, die uns begegnen. Hast Du bisher nur Klausuren geschrieben, dann werden Deine Routinen nicht zwangsläufig passen, wenn Du plötzlich eine Hausarbeit oder vielleicht sogar eine Abschlussarbeit schreiben musst. Es ist also sinnvoll, Deine Routine auch einmal zu verlassen und neue Lösungswege für Probleme zu suchen.

Außerhalb der Box

Neue Lösungen, die den gleichen Anforderungen genügen wie die „Routinelösungen“, aber einen anderen Ansatz verfolgen, nennt man kreative Lösungen. Um diese zu erreichen, müssen wir oft einen „kreativen Sprung“ machen: Im Englischen gibt es den Begriff out of the box thinking, also getreu übersetzt ein Denken, das außerhalb der Box liegt, in der sich jeder Mensch mit seinen Vorstellungen, Erwartungshaltungen und seinem Wissen befindet. Wollen wir ein Problem neu und „kreativ“ lösen, müssen wir unsere vertraute Box verlassen und den Sprung ins Ungewisse wagen. Willst Du also eine Hausarbeit schreiben und hast darin nur wenig Erfahrung, dann lohnt es sich, die Box des „Klausurenlernens“ zu verlassen und zu überlegen, was für Dich und die Hausarbeit wichtig ist … und wie Du dies umsetzen kannst.

Denkblockaden mit Kreativitätstechniken lösen

Es gibt verschiedenen Methoden, die Dir helfen, kreative Lösungen zu finden. Diese nennt man Kreativitätstechniken. Sie sollen Dir helfen, Denkblockaden aufzulösen und spielerisch und assoziativ nach neuen Antworten zu suchen – egal in welchen Zusammenhängen und in welchen Bereichen. Ihr Merkmal ist, dass sie für jeden Themeninhalt und jedes Problem flexibel einsetzbar sind. So kannst Du mit ihnen Fragestellungen für Hausarbeiten finden oder in der WG Wege für einen gemeinsamen Kochplan diskutieren. Dabei kannst Du aus einer ganzen Reihe von Methoden wählen: Mindmapping, Denkstühle, Funktionsanalyse, morphologischer Kasten, Konzeptfächer und auch Brainstorming!

Was ist Brainstorming? Definition

Brainstorming ist eine Methode der Ideenfindung, bei der Ideen ungefiltert und ungeordnet gesammelt werden. Im Begriff selbst stecken die Worte „Gehirn“ (brain) und „Sturm“ (storm). Deswegen kann man es auch als einen Ansturm auf Dein Gehirn verstehen, der alle Regeln durcheinanderwirbeln will, um so neue Perspektiven zu suchen.

Brainstorming ist die bekannteste und auch die älteste Kreativitätstechnik und funktioniert am besten in einer Gruppe von vier bis acht Personen. Empfohlen werden darüber hinaus eine Person, die ausschließlich moderiert, und eine, die alles Gesagte aufschreibt.

Fünf Kriterien für Brainstorming

Damit Dein Brainstorming gelingt, gibt es fünf Kriterien, die Du berücksichtigen musst:

  • Quantität ist wichtiger als Qualität! Um einen kreativen Sturm auszulösen, geht es darum, möglichst breit alle Ideen zu sammeln, so abstrus oder befremdlich sie auch wirken. Nur dadurch gelingt der Kreativitätssprung aus der Routine heraus. Es zählt also nicht die Qualität der Ideen, sondern die Quantität!
  • Keine Kritik! Die Vorschläge sollten während der Ideensammlung weder analysiert, kritisiert oder bewertet werden. Diese können den Kreativitätssprung verhindern, weil man die Routine wieder zu Wort kommen lässt. Außerdem könnten andere Gruppenteilnehmer:innen demotiviert werden. Jeder Vorschlag, egal wie abstrus er auf den ersten Blick ist, sollte genannt werden.
  • Wer notiert, gewinnt! Da Bewertung und Diskussion erst später stattfinden, müssen die Vorschläge genau aufgeschrieben werden, damit die Diskussion am Ende auch möglich ist. Ideen neigen nämlich dazu, sich zu verflüchtigen, wenn man sie nicht festhält. Ein Fakt, den jeder kennt, der schon einmal mit einer guten Idee, aber ohne Zettel und Stift unter der Dusche stand.
  • Synergieeffekte nutzen! Brainstorming lebt davon, dass Ideen aufeinander aufbauen und sich die Teilnehmer gegenseitig inspirieren. Vielleicht denkst Du, dass Deine Idee nichts Großartiges ist, aber es kann etwas Großartiges daraus werden, wenn sie Dein Sitznachbar aufgreift und weiterspinnt. Beim Brainstorming geht es nicht darum, die beste Idee von allen zu haben. Stattdessen sollen alle gemeinsam zur bestmöglichen Idee kommen.
  • Dranbleiben! In den meistens Teams versiegen die Ideen nach fünf bis zehn Minuten. Selbst wenn es so aussieht, als ob alles gesagt wurde, solltest Du auf keinen Fall aufhören. Nach kurzer Zeit folgt nämlich häufig eine zweite Welle an Ideen – wenn man durchhält. Manche Teams schaffen sogar eine dritte Welle.

Varianten des Brainstormings

Neben dem hier vorgestellten klassischen Brainstorming gibt es sehr viele verschiedene Varianten, an denen Du dich ausprobieren kannst.

Stop-and-go-Brainstorming

Stop-and-go-Brainstorming wird auch „progressives Brainstorming” genannt. Anstatt nur einen Durchgang (Ideensammeln/Bewertung) zu machen, wechselt man stattdessen kurze Phasen der Ideensammlung (5 bis 10 min) mit ebenso kurzen Bewertungsphasen ab.

Diese Variante eignet sich für Gruppen, die sich noch nicht so gut kennen oder sehr diskussionsfreudig sind.

Destruktiv-Konstruktiv-Brainstorming

Destruktiv-Konstruktiv-Brainstorming ist eine interessante Variante, die angeblich bei General Electric entwickelt worden sein soll. Bei dieser Variante gibt es zwei Durchgänge: Im ersten sollen möglichst viele negative Ideen geäußert werden, die eine Lösung des Problems bewusst verhindern. Erst im zweiten Durchgang kommen konstruktive Vorschläge.

Ein Vorteil dieser Variante ist, dass sie einen erheblichen Spaßfaktor hat und alle Gruppenteilnehmer:innen üben, abseits der Routine zu denken, bevor sie sich um konstruktive Ideen bemühen.

Einzel-Brainstorming

Einzel-Brainstorming ist dann gefragt, wenn man ohne Gruppe arbeiten möchte. Es fallen zwar ggf. Synergieeffekte weg, aber solange Du darauf achtest, Deine Ideen nicht zu bewerten, kannst du auch allein einen Sturm an Ideen produzieren, der dir hilft, Herausforderungen zu meistern. Ratsam ist es bei dieser Variante die Bewertungsphase deutlich später vorzunehmen, damit Du genug Abstand von Deinen Ideen hast, wenn du sie überprüfst.

Brainwriting

Brainwriting funktioniert im Grunde genauso wie Brainstorming. Allerdings werden die Antworten aufgeschrieben und nicht in der Gruppe gesammelt. Beim Brainwriting gibt es zwei Untertypen: Zum einen die Methode 635 und die Collective-Notebook-Methode.

Bei der Methode 635 bekommt jeder Teilnehmer ein Blatt, auf dem die Fragestellung steht. Innerhalb von fünf Minuten listest Du drei Vorschläge auf. Danach werden die Blätter reihum weitergereicht.  Idealerweise lässt Du Dich von den Vorschlägen auf dem Blatt inspirieren und schreibst darauf basierend neue Ideen darunter. Die Sitzung ist beendet, wenn jeder von Euch jedes Blatt einmal in der Hand hatte. Danach folgt dann die Auswertung.

Bei der Collective-Notebook-Methode erhält jeder ein Notizbuch mit der Aufgabe. Innerhalb einer Frist (z. B. innerhalb eines Tages) analysierst Du das Problem und machst Lösungsvorschläge. Es ist auch möglich, mit den anderen zu tauschen, sodass ihr Euch gegenseitig Vorschläge in Eure Notizbücher schreiben könnt. Nach Ablauft der Frist werden die Bücher eingesammelt. Entweder ihr bewertet Eure Ideen selbst oder ihr lasst jemand völlig Unbeteiligten bewerten.

Der Vorteil von Brainwriting ist, dass die Teilnehmerzahl unbegrenzt ist und Du keinen Moderator brauchst. Magst Du einen gewissen Zeitdruck und konstruktiven Stress, dann empfiehlt sich die Methode 635. Bist Du hingegen bei so etwas eher empfindlich und möchtest in Ruhe und für Dich arbeiten, Dich aber trotzdem mit anderen austauschen, dann solltest Du die Collective-Notebook-Methode ausprobieren.

Starbursting

Starbursting ist eine etwas unkonventionelle Art des Brainstormings. Hier werden keine Ideen oder Antworten entwickelt, sondern Fragen. Dies hilft, das Problem aus mehreren Perspektiven zu sehen und so neue Lösungsmöglichkeiten zu entdecken. Der Moderator trägt also das Thema vor und notiert dann die Liste aller Fragen, die benötigt werden, um ein Problem oder eine Aufgabe anzugehen oder umzusetzen. Diese Methode empfiehlt sich, wenn die Gruppe etwas Neues ausprobieren will oder klassisches Brainstorming aufgrund von Denkblockaden nicht gut funktioniert.

Wenn es mit dem Brainstorming mal nicht klappt: Am Ende kochen wir alle nur mit Wasser

Kreative Menschen zeichnen sich durch verschiedene Eigenschaften aus, die auch Du Dir aneignen kannst: Sie denken flexibel und originell, haben Spaß an ihrer Arbeit, meistens ein großes Wissen zu ihrem Thema und sind ausdauernd!  Allerdings gibt es nicht den EINEN kreativen Menschen. Forschungen haben gezeigt, dass viele Menschen in unterschiedlichen Bereichen kreativ sind – nicht jeder kann Bücher schreiben oder eine vierstöckige Torte backen. Liegen dir Referate mehr, Deine Kommiliton:innen kommen besser mit Klausuren zurecht? Kein Problem. Finde Deinen Bereich und gewinne an Selbstbewusstsein und Sicherheit, das schärft die Urteilskraft und ist auch ein Merkmal für einen kreativen Menschen. Brainstorming kann dabei helfen. Nutze verschiedenen Kreativitätsmethoden und probiere dich aus, Du wirst bestimmt überrascht sein von dem, was in Dir und in anderen schlummert!

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